Donnerstag, 4. August 2016

[Rezension] Zurück ins Leben geliebt von Colleen Hoover


Titel: Zurück ins Leben geliebt
Originaltitel: Ugly Love
Autor: Colleen Hoover
Genre: Liebesroman
Verlag: dtv
Seiten: 356
Preis: 12,95€ [D]; 13,40€ [A]
Reihe: keine Reihe
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Als Tate vorübergehend bei ihrem Bruder Corbin in San Francisco einzieht, trifft sie gleich am ersten Tag auf ihren neuen Nachbarn, Miles. Aber er ist sehr verschlossen und lächelt nie, außerdem ist er alles andere als nett, und Tate stempelt ihn als Arschloch ab. Trotzdem kann sie nichts dagegen tun, dass sie Miles attraktiv findet. Und obwohl es so scheint, als ob Miles nichts für sie empfinden würde, da er sie immer nur ausdruckslos anschaut, kommt es dazu, dass die beiden sich küssen. Tate erfährt, dass Miles seit sechs Jahren weder eine Freundin noch Sex hatte, und dass er auch jetzt keine Beziehung möchte. Miles fühlt sich dennoch gegen seinen Willen von Tate angezogen und sie machen ein Kompromiss, mit dem sie beide einverstanden sind. Miles will sich nicht verlieben, und er will auch keine Freundin. Er will nur Sex mit Tate. Die Regeln, die er zu ihrer „Beziehung“ aufstellt, lauten: Stell mir keine Fragen zu meiner Vergangenheit. Und erwarte niemals eine Zukunft.
Tate willigt ein, da sie alles tun würde, um mit Miles zusammen zu sein und Sex mit ihm zu haben und da sie insgeheim hofft, dass er seine Meinung ändert und eine Beziehung mit ihr eingeht. Doch da irrt sie sich, denn Miles hat (seiner Meinung nach) gute Gründe, sich nicht mehr zu verlieben. Denn in seiner Vergangenheit ist etwas passiert, das ihm die Liebe für immer verdorben hat. Aber trotzdem wird beiden klar, dass sie eigentlich schon längst etwas füreinander empfinden…
Aber es stimmt schon, dass ich gar nicht erst darüber nachdenken will, ob ich dich mag oder nicht. Ich will niemanden mögen. Ich will keine Beziehung. Ich will niemanden lieben. Ich will am liebsten nur… (Miles, S. 94)
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Tate Collins ist 23 Jahre alt und lebt vorübergehend im Apartment ihres Bruders, während sie studiert und am Wochenende als Krankenschwester arbeitet. Sie hat sich in Miles verliebt und hofft, dass ihre Beziehung irgendwann über Sex hinausgeht. Es nervt sie, dass Miles ihr nichts aus seiner Vergangenheit erzählen will, aber sie akzeptiert es, da sie sonst nicht einmal eine Beziehung ohne Gefühle mit ihm haben könnte. Tate ist offen und selbstsicher, außerdem beschreibt sie sich selbst als unabhängig, bis sie Miles kennenlernt.
Ich finde Tate wirklich sympathisch, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass sie auch irgendein Problem hat. Ich konnte ihre Handlungen, Gedanken und Gefühle immer nachvollziehen und konnte mich auch perfekt in sie hineinversetzen.
Miles ist 24 Jahre alt und er arbeitet in seinem Traumjob Pilot. Er gibt sich nach außen hin immer gelassen und ein bisschen kühl. Seine Vergangenheit und seine Probleme vertraut er nur sehr wenigen Menschen an, nicht mal einem seiner besten Freunde, Corbin, dem Bruder von Tate. Er hatte eine schwere Vergangenheit und es gibt ein Mädchen, die er noch immer nicht losgelassen hat und wegen der er Schuldgefühle hat. Seine Vergangenheit ist auch das größte Hindernis, das zwischen ihm und Tate steht. Er hatte außerdem schon seit 6 Jahren keine Freundin mehr und möchte auch niemals eine haben. Miles sieht gut aus und ist kein Angeber.
Miles ist meiner Meinung nach ein total toller Charakter, weil er es nicht leicht hat und weil er auch sehr sympathisch ist. Sein Verhalten kann man nicht immer nachvollziehen, und man hat das Gefühl, dass der Miles vor 6 Jahren ein ganz anderer ist als der jetztige. Aber mit der Zeit versteht man Miles ein bisschen und man kann sich ja denken warum er so handelt wie er eben handelt. Sein Schicksal ist echt traurig.


Der Originaltitel dieses Buches lautet ja Ugly Love, aber auf Deutsch hat man es nicht „Hässliche Liebe“, sondern „Zurück ins Leben geliebt“ genannt. Diese beiden Titel wirken ja nicht so, als würden sie zu dem selben Buch gehören. Wenn man ein bisschen in das Buch reinliest, hat man schon eher das Gefühl, dass „Ugly Love“ ganz gut zu diesem Buch passt. Und dank dem deutschen Titel kann man leider schon früh das Ende des Buches erahnen, was ich ziemlich schade finde. Beide Ausdrücke, also Hässliche Liebe und Zurück ins Leben geliebt kommen in dem Buch vor, aber Hässliche Liebe ist der Anfang und Zurück ins Leben geliebt könnte das Ende sein… Naja, auf jeden Fall passt der deutsche Titel meiner Meinung nach nicht ganz so gut und nimmt die Spannung ein bisschen weg.
Das deutsche Cover finde ich aber besser als das englische, weil es einfach besser zur Geschichte passt als einfach nur Wasser mit Blasen.
Der Schreibstil hat mir in diesem Buch sehr gut gefallen, wie auch schon in den anderen Büchern von Colleen Hoover. Er ist relativ einfach, es werden keine komplizierten Wörter benutzt, aber trotzdem sind die Gefühle von Miles und Tate sehr authentisch dargestellt. Es gibt viele Sätze, die zum Beispiel mit Verdammt… anfangen, was mir gut gefallen hat, da ich mir das in solchen Situationen auch denken würde.
Die Geschichte wird hauptsächlich aus den Perspektiven von Miles und Tate erzählt. Die Kapitel aus Tates Sicht sind länger, in ihnen geht es um die Haupthandlung. Die Kapitel aus Miles´Sicht haben die Überschrift 6 Jahre davor. In ihnen wird Miles Beziehung mit Rachel beschrieben, die Einfluss auf die Gegenwart und Miles´Gefühle Tate gegenüber hat. Wenn Miles in diesen Kapiteln mit Rachel redet, sie küsst und andere Dinge mit ihr macht, ist alles zentriert gedruckt und sieht aus wie ein Gedicht, das sich (zumindest im Deutschen) nicht reimt. Mir hat das sehr gefallen, weil dadurch alles anders wirkt als sonst und weil es einfach passt. Am Anfang haben mich die Kapitel aus Miles´Sicht mich verwirrt, und manchmal hören die Kapitel genau da auf, wo es spannend wird, was mich ziemlich genervt hat. Ich hätte ja so oder so weiter gelesen, egal ob die spannenden Stellen so unterbrochen werden oder nicht. Aber insgesamt finde ich es gut, dass es auch die Kapitel aus Miles´Sicht gibt, da man so immer mehr über seine Vergangenheit erfährt und somit mehr weiß als Tate.
Die Handlung an sich hat mir von der ersten Seite an gefallen. Es fängt damit an, dass Tate zu ihrem Bruder zieht und vor dem Aufzug auf einen 80 – jährigen Mann trifft, den sie Cap nennen soll. Trotz des Altersunterschieds entwickelt sich zwischen den beiden eine gute Freundschaft. Ich finde, Cap ist wirklich ein netter und gelungener Nebencharakter, der Tate viele gute Ratschläge gibt. Auch Miles trifft Tate bald, sodass sich der Anfang überhaupt nicht zieht. Dank einer Szene mit Miles am Anfang weiß man schon, dass etwas in seiner Vergangenheit passiert ist und liest immer weiter, da man unbedingt erfahren möchte, was passiert ist und ob er Tate irgendwann an sich ran lassen wird.
Der Mittelteil hat mir dagegen nicht so gut gefallen, weil Miles und Tate dort eigentlich fast nur knutschen und Sex haben, was auch immer mehr als detailliert beschrieben wird. Das ist ja auch schon in den anderen Colleen Hoover – Büchern so, aber so genau wird es sonst nicht beschrieben und es passiert auch ein bisschen mehr als ganz normaler Sex wie man ihn sonst aus Büchern kennt. Dabei nimmt die Autorin wirklich kein Blatt vor den Mund. Das hat mich an und für sich nicht gestört, aber irgendwann hätte ich mir dann doch mal gewünscht, dass zwischendurch etwas wirklich Spannendes passiert oder dass es wirklich romantisch wird. Aber eigentlich ist es ja klar, dass es nicht wirklich romantisch werden kann und dass Miles und Tate auch nicht ständig reden, da sie ja die Regeln haben, und weil Miles das ja gar nicht will. Sie haben ja abgemacht, dass sie nur Sex usw. haben, und das befolgen sie auch fürs erste.
Ich kann mir so oft vorsagen, wie ich will, dass es ein Fehler ist, gleichzeitig nehme ich mir doch so viel von ihm, wie ich nur bekommen kann. Ich dechiffriere jeden Laut, den er von sich gibt, versuche jede kleinste Berührung zu deuten und rede mir ein, dass das, was er mir gibt, in Wirklichkeit viel mehr ist, als es ist. Ich bin eine Närrin. (Tate)
Das Ende hat mich dafür komplett überzeugt. Oder besser gesagt nicht das Ende, sondern die 100 Seiten vor dem Ende. Das, was Miles erlebt hat, ist wirklich schrecklich und alles was dann noch passiert ist so berührend, dass ich mehrmals geweint habe. Ich konnte dann wirklich komplett verstehen, wie Miles sich fühlen muss und fand es einfach nur traurig. Spätestens da wird auch klar, warum der englische Titel „Ugly love“ heißt. Denn Liebe ist zwar meistens schön, aber sie kann auch hässlich sein und alles kaputt machen.
Das eigentliche Ende ist zwar ganz okay, aber es passt meiner Meinung nach nicht soo gut zum Buch. Kurz vor dem Ende hab ich mir echt immer wieder gedacht, dass man sich beim deutschen Titel getäuscht hat, weil ich niemals gedacht hätte, dass Tate Miles wirklich zurück ins Leben lieben kann.
Denn das Schöne gleicht alles Hässliche aus. Immer.
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Dieses Buch ist mal anders als die meisten Bücher von Colleen Hoover, weil es nicht um die schöne und romantische Liebe geht, sondern eher um die hässliche Seite der Liebe. Noch dazu ist es so berührend und teilweise traurig, dass ich weinen musste. Man kann die Gefühle der Protagonisten sehr gut nachvollziehen und fragt sich mit Tate zusammen, was Miles eigentlich hat und man spürt ihre Verzweiflung, ihre Hoffnung und ihre Liebe zu Miles. Die Kapitel aus Miles´Sicht sind außerdem total passend gestaltet. Insgesamt hat mir das Buch sehr sehr gut gefallen und ich bin froh, dass es nicht so kitschig ist wie „Maybe Someday“. Aber man muss eben, bevor man das Buch kauft, wissen, dass es selten romantisch ist, sondern dass es auch viele Stellen gibt an denen die Protagonisten einfach verzweifelt sind trotzdem oder gerade deshalb Sex haben, der eben auch nicht auf die romantische Art vonstatten geht. Also ich denke schon, dass es einen Grund hat, dass auf dem Buchrücken steht: Empfohlen ab 16 Jahren. Ich muss sagen, dass es auch nicht die „Liebesgeschichte“ ist, die ich erwartet habe.
Ich gebe diesem Buch 5 von 5 Eulen, da es mich so sehr berührt hat, schön und direkt geschrieben ist und tolle Protagonisten hat.
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